Wie kann man nur?
Die Bockjagd hat begonnen und damit auch die Präsentation der erlegten Beute. Mit glänzenden Augen berichtet man von seinem Jagdglück und erntet…. leider oft nur Kritik. Ist es stets das selbe Publikum welches mit hochgezogenen Augenbrauen den stolzen Jäger kritisiert? Weil dieses sich vegan ernährt und deshalb kein Verständnis für die Jagd aufbringt?
Nein, die härteste Kritik kommt, zumindest im virtuellen Netz, meist aus den eigenen Reihen. Kaum ist die gewonnene Trophäe im social media Bereich (z.B. Facebook) präsentiert, beginnt die Hetzjagd.
- der ist ja noch im Bast
- klarer Fehlabschuss
- das war ein Zukunftsbock
- viel zu jung gestorben
- u.v.m.
Dies sind eher noch harmlose Zitate, oft geht es viel heftiger zur Sache aber das ersparen wir ihnen an dieser Stelle. Woran liegt es, wie kommt es zu dieser oft harschen Kritik?
Nun, wir glauben, weil man meist nur ein Bild sieht ohne die Rahmenbedingungen zu kennen. Schnell bildet sich jeder ein Urteil und verurteilt den Schützen.
Warum ist es verpönt einen Bock im Bast zu erlegen?
Jeder (zumindest die Masse von uns) würde den Vorwurf, er sei ein Trophäensammler und dies sei seine einzige Motivation Tiere zu töten, entrüstet von sich weisen. Das kann es also nicht sein. Erkenne ich an einem verfegtem Gehörn vielleicht besser den Gesundheitszustand des Bockes? Das Gegenteil ist eher der Fall und scheidet daher auch aus.
Spielt Jagdneid und die Möglichkeit zu kritisieren eine Rolle?
Vermutlich leider ja, denn in anderen Ländern in denen es ausschliesslich um die Fleischgewinnung steht, ist die gemeinsame Freude über gemachte Beute wesentlich größer als der Neid um den Kopfschmuck.
Man möge uns nicht falsch verstehen, auch wir haben Freude an einer starken Trophäe. Sie ist aber hauptsächlich eine Erinnerung an eine tolle Jagd und nicht der Hauptantrieb Beute zu machen.
Unsere letzte Kahlwildjagd in Schottland war zum Beispiel ein bewegendes Erlebnis und statt Knochen an der Wand, haben wir jetzt Bilder im Album und vor allem im Herzen.
Klarer Fehlabschuss?
Um beurteilen zu können ob es sich um einen „falschen“ Bockabschuss handelt, braucht man mehr als ein gepostetes Bild. Revierverhältnisse, Wilddichte, Strassenverkehr, vorkommende Wildarten, Druck durch andere Naturnutzer und vieles mehr können Grund der Erlegung sein. Vermutlich bekommt manch Erleger, von seinen Mitjägern im Revier, weniger Kritik als in den Kommentaren der Internetuser. Eigentlich auch logisch, diese kennen ja die näheren Umstände.
Schade um den Zukunftsbock
„Warum hat der Erleger denn nicht gewartet bis zur Blattzeit?“ Ein Kommentar der sich häufig findet aber hier gilt in unseren Augen das Gleiche wie oben bereits geschrieben. Beurteilt wird dies zudem noch, nach ausschliesslichem Ansehen des Gehörns. Jeder Jäger sollte mittlerweile wissen, dass ein Bock ein wenig mehr mitbringen muss, als Knochen auf dem Haupt, um sich gut zu vererben. Die Beurteilung kann nur der Schütze fällen, er kennt sein Revier und auch sein Wild.
Auch wir werden am Wochenende zur Bockjagd unterwegs sein. Am liebsten würden wir den jungen 6er erlegen an der einzigen Hauptstrasse in unserem Revier erlegen. Er ist zu jung, zu stark, sicher ein Zukunftsbock (zum Glück ist er schon verfegt) 🙂 🙂 🙂
ABER er steht direkt an der Stelle an welcher wir leider regelmässig Fallwild haben. Das wollen wir ihm und auch den Autofahrern ersparen.
Wir haben das Thema nur angekratzt, würden uns aber wünschen, dass wir fester zusammenstehen. Eine Nachfrage beantwortet sicher jeder Erleger gern, plumpe Kritik verärgert nur. Lasst uns doch einfach mal zusammen Freude an der Bockjagd haben und nicht glauben, man selbst sei waidgerechter und schlauer als alle anderen.